Rennertshofen

Der Markt Rennertshofen liegt mitten in einem uralten Siedlungsgebiet am Beginn des Urdonautales. Der im Norden von einer Marktmauer und im Osten und Westen von zwei Markttoren begrenzte Markt hat sich innerhalb der Marktstraße ein weitgehend historisches Bild erhalten. Entstanden ist Rennertshofen wahrscheinlich bereits im 7. Jahrhundert. Um 1200 wird es zusammen mit Bertoldsheim und Stepperg im Traditionsbuch des Klosters Indersdorf erwähnt. 1335 besaß Rennertshofen laut einer Urkunde des Grafen Berthold von Graisbach bereits das Marktrecht.

Noch heute weisen viele Straßennamen auf Herrscherfamilien vergangener Zeiten hin wie von Wieland, von Ems, von Leoprechting u. a. In wechselvoller Geschichte gehörte Rennertshofen z. B. zur Grafschaft Graisbach, Herzogtum Bayern, Junge Pfalz, Schwaben und heute Oberbayern.

Die Marktstraße prägende Gebäude wie Rathaus (1530), Schulhaus (17. Jahrundert), Pfarrhof (1680) Pfarrkirche 'St. Johannes der Täufer" (1702) und Bürgerhäuser vom 16. - 18. Jahrhundert zeigen die Geschichte und Tradition des Marktes. Interessant auch die zur Ussel führenden Seitengassen, die nach alten Handwerkerberufen benannt sind wie Nagelschmiedgasse, Webergasse, Gerbergasse und Lederergasse.


Historischer Rundgang

Beim „Historischen Rundgang" werden die Sehenswürdigkeiten im Marktkern aus historischer Sicht dargestellt. Start und Ziel ist dabei am „Post"-Kindergarten in der Marktstraße 26.

An historischen Gebäuden wurden Informationsschilder angebracht.

Der Flyer über den "Historischen Rundgang" ist auch im Rathaus erhältlich.

 


 

Grossansicht in neuem Fenster: MarktstraßeDie Marktstraße

Die Marktstraße steht unter Ensemble­schutz und wird begrenzt von zwei Toren: dem Schwedentor im Westen und dem Markttor im Osten. 

Die Häuserfront im Norden ist nahezu geschlossen. Fast alle Gebäude stehen mit dem Giebel zur Straße. Die Südseite der Häuser ist von acht Gassen unterbrochen, die zur Ussel führen.

Viele der Straßennamen erinnern an alte Berufe wie Lederergasse, Webergasse, Gerbergasse und Nagelschmiedgasse. Andere Namen weisen auf verdiente Bürger des Marktes hin: Prauneckgasse (Karl Konrad; Freskenmaler, 1686-1742). Grossansicht in neuem Fenster: Brunnen Marktstraße

Innerhalb des Marktes war eine soziale Schichtung abzulesen. Die stattlichen Bürgerhäuser auf der Nordseite der Marktstraße bilden einen Kontrast zu den Kleinhäusern der Handwerker in den Seitengassen.

Fast 3 Jahre hat es gedauert, bis die Marktkernsanierung abgeschlossen war. Neben der Oberflächengestaltung wurden zusätzlich die Kanalisation und sämtliche Versorgungsleitungen erneuert. Mit dem neuen Marktbrunnen als i-Tüpfelchen wurde am 22. und 23. August 2015 die neugestaltete Marktstraße und der Brunnen eingeweiht. 

Der Marktbrunnen mit dem Ranzhofer Hedderle

Als während des Dreißigjährigen Krieges die Schweden unter Gustav Adolf gegen Rennertshofen anstürmten, versuchte der Torwart in höchster Not das Markttor zu schließen, konnte aber in der Eile und Aufregung den Riegel nicht gleich finden, so dass er zu einer Steckrübe griff und mit dieser den Torriegel notdürftig sicherte.

Ein Hedderle (mundartlich für Ziege, Geißbock) jedoch beschnupperte nicht nur die Rübe, sondern knabberte so lange daran, bis die Rübe aus dem Riegel glitt und so den feindlichen Truppen das Tor öffnete.

Noch heute denkt man gerne an diese alte Sage, der die Ranzhofer den Spottnamen „Hedderle“ „verdanken“.


 

Grossansicht in neuem Fenster: RathausDas Rathaus

Das Rathaus wurde um 1530 vom Augsburger Baumeister Sebolt Schönmacher erbaut und gehörte nachweisbar Graf Verri de la Boshia und wurde von diesem am 20. Juli 1802 als Lehen der Gemeinde über­lassen.

Das Rathaus ist erst später zu einem unbekannten Zeit­punkt in das Eigentum der Gemeinde über­gegangen.

Um 1813 befand sich im Rathaus - wie auch in anderen Gemein­den damals üblich - u.a. eine Schranne, eine Schlacht, ein großer Saal, eine "Raths­tube" und ein Gefängnis.

1864 wird berichtet, dass das Rathaus mit seinem turm­artigen Anbau eine Uhr und eine Glocke hatte. Im Ober­geschoss des Rat­hauses war eine für Versammlungen bestimmte Halle vorhanden, die damals auch manchmal zu theatralischen Vorstellungen benützt wurde. Von dieser Halle gelangte man über eine Treppe und einen mit einem Geländer versehenen Gang, von wo aus die Beschlüsse des Magistrats der Gemeinde mitgeteilt wurden, in die Ratszimmer. Die Ratszimmer befanden sich in dem turm­artigen Anbau. In deren Nähe wiederum befanden sich einige Arrestzimmer.

Der Markt Rennertshofen (als Untereigentümer) musste eine jährliche Abgabe von 43 Pfennig Zins für das Rathaus an die Herrschaft Gans­heim entrichten.

Prägend ist der fünfgeschossige Pfeiler­turm mit einem haubenartigen Zwiebel-Turmdach, in dessen offener Laterne eine Glocke untergebracht ist. Die Glocke trägt die Inschrift: Ave Maria, gratia plena, Dominus tecum. Auf der Zwiebelhaube ist eine Wetterfahne mit dem Wappentier von Rennertshofen, einen aufsteigenden Fuchs zu sehen. Das Rathaus wurde 2005/06 für ca. eine Millionen Euro reno­viert.

Grossansicht in neuem Fenster: Wandfresko Sitzungssaal RathausBemerkenswert ist der Rathaussaal mit Putzdecke auf offener Balkenlage und dem Wandfresko (freigelegt 1977 anlässlich Umbau- und Renovierungsarbeiten), welches möglicher­weise ein Heerlager des Feldmarschalls von Tilly zeigt. Seltsamerweise ist das Zeltlager jedoch völlig leer, also ohne Soldaten, dargestellt.

Drei Gemälde im Rathaussaal seien erwähnt: Einmal das Bildnis einer unbe­kannten Wohl­täterin der Gemeinde von 1883. Und je ein Gemälde, welches Kurfürst Karl Theodor und seine erste Gemahlin Elisabeth zeigt.

1795 wurde aus staats­politischen Gründen der Erbfolge­sicherung des Hauses Wittelsbach die damals 18jährige Kurfürstin Marie Leopoldine (1776 - 1848) mit Kurfürst Karl Theodor (1724 - 1799) verheiratet. 1799 starb der Kurfürst.

In der Folge verhinderte die kluge Kurfürstin alle Versuche der Habsburger, Teile Bayern an Österreich zu geben. 1848 verunglückte sie tödlich bei einer Reise mit der Kutsche. Sie ruht in der Gruft auf dem Antoniberg unseres Ortsteiles Stepperg.

Bildergalerie: Rathaus in verschiedenen Jahren

 


 

Grossansicht in neuem Fenster: alte Schule RennertshofenEhemaliges Schulhaus

Ein markantes Gebäude ist das ehemalige Schulhaus. Das Gebäude wurde zu Beginn des 17. Jahrhunderts erbaut. Später durch den Pfleger Franz Ignaz Lämblin 1686 und 1692 renoviert. Bis zur Säkularisation 1803 war es ein Amtsgebäude des Pflegamtes und zuletzt Wohnung des Gerichtsschreibers. 1806 wurde es als Schulgebäude ange­kauft und für den neuen Zweck umgebaut.

Darauf bezieht sich die Inschrift über dem Haupt­eingang: Antiqua Munificentia optimi Principi Patris Patricie Maximiliani Josephi Boicorum Regis Domus Haec Scholis Dislacta est - sub inspectoratu Marquardi De Reisach Steinberg A. D. MDCCCVI.

Übersetzung:

 „Durch die altbekannte Freigebigkeit des besten Fürsten, Vater des Vaterlandes, Max Joseph König der Baiern ist dieses Haus Schule genannt worden - unter der Inspektion Marquards von Reisach, Graf von Steinberg, im Jahre 1806." 

Das Gebäude ist zweigeschossig mit Vollwalmdach. Die östliche Seite hat Eckpilaster, angedeutete Säulen und um die rechteckigen Fenster geohrte Stuck­rahmen. Über und unter den Obergeschossfenstern befinden sich Spiegel.

Seit 1981 ist das vorbildlich renovierte Haus in Privatbesitz.


 

Grossansicht in neuem Fenster: Pfarrkirche RennertshofenDie Pfarrkirche

Die Pfarrkirche zu Rennerts­hofen ist dem Heiligen Johannes dem Täufer geweiht. Sie wurde 1702 neu erbaut und 1739 restauriert.

Der Turm stammt aus dem 13./14. Jahrhundert.

Sie steht auf dem Platz, auf dem die alte Pfarrkirche stand. Die Kirche war früher, bis sie neu erbaut wurde, klein und zur Zeit des Protestan­tismus in schlechten Zustand geraten.

1587 übergab Pfarrer Kleinstädt ein ganzes Verzeichnis von Bau­mängeln, die man als sehr dringend zu beheben befand. "Man besserte so lange an der Pfarrkirche, bis sie so baufällig wurde, dass sie im Jahre 1702 neu erbaut werden musste."

Die Deckengemälde und der Kreuzweg wurden um 1745 vom örtlichen Maler Karl Prauneck gestaltet. Der Turm wurde bereits um 1300 errichtet und 1737 erhöht.

An der Decke des Altarraums befindet sich ein Deckengemälde mit der Darstellung des historischen Ortsbildes.

Eine Ring­mauer umschließt die Häuser im Osten, Westen und Norden. Im Süden ist ein Schloss zu sehen, eine dreigeschossige, zweiflügelige Anlage mit 2 barocken Giebeln und von einer Mauer mit Graben umgeben. Die Anlage ist über eine Brücke durch ein Tor zugänglich. Das von einer Mauer mit Graben geschützte Schloss an der Ussel, wurde um 1688 erbaut. Ab 1815 war es an zwei Bürger von Rennertshofen verkauft. Es wurde 1855 abgerissen.

Baugeschichte:

In einem Pfarrvisitationsbericht von 1587 wurde beklagt, dass die Kirche schwere Schäden aufweise. 1696 wurde die Kirche dann für baufällig erklärt. Die baufällige und zu kleine Kirche wurde schließlich abgebrochen.

Nur der Turm aus dem 13./14. Jahrhundert blieb erhalten, dessen unterer Raum einst den Chor der alten Kirche bildete. Er trug 1768 vier Glocken.

Am 19. Juni 1702 konnte dann der Grundstein von Kurfürst Johann Wilhelm gelegt werden.

Der Spanische Erbfolgekrieg mit seinen Auswirkungen ließ den Markt völlig verarmen.

Der Bau wurde wieder eingestellt.

Der Baumeister Jakob Holl aus Niederschönenfeld konnte dann 1719 den Bau soweit bringen, dass er in diesem Jahr von Weihbischof Johann Jakob von Mayr geweiht werden konnte.

Über den Ursprung und die ältesten Verhältnisse der Pfarrei Rennertshofen besitzt man leider keine Nachrichten.

Aller Wahrscheinlichkeit nach verdankt sie ihr Entstehen den Herren des Ortes, den Grafen von Lechsgemünd, die auch das Patronatsrecht besaßen.

Mit der Einführung der Lehre Luthers 1542 war auch Rennerts­hofen dieser zugetan.

Als 1617 die katholische Religion wieder einge­führt wurde, kehrte auch Rennertshofen zur alten Mutterkirche zurück und bildete anfangs eine Pfarrei des Kapitels Neuburg, bis im Jahre 1656 das Kapitel Burgheim (früher Bertoldsheim) errichtet wurde.

Der erste katholische Pfarrer, soweit Aufzeichnungen vorhanden sind, war im Jahre 1617 Jakob Mann. Er kam 1618 nach Bertolds­heim.

 

 

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