9. Die bürgerliche Geschichte des Markes Rennertshofen

Der Ursprung von Rennertshofen liegt im tiefen Altertume; ent­standen ist der Markt Rennertshofen im 7. Jahrhundert als frühe Ausbau­siedlung der eingewanderten Bayern, wie das an der Monheimer Landstraße entdeckte Reihengräber­feld beweist.

Damals hat sich ein Sippenoberhaupt namens Reginhart mit seinem Gefolge hier niederge­lassen, und um dessen Höfe ist nach und nach eine größere Ortschaft entstanden. Für seine Gründung entscheidend und bedeutsam war bestimmt auch Rennertshofens Lage an einer alten Straße, die schon im Nibe­lungenlied erwähnt wird und die von Monheim im Sualafeld­gau zu den Donauübergängen nach Neuburg und Pförring führte. 

Die Version, nach der es möglich sein könnte, dass zur Zeit der Römer in Rennertshofen bereits eine Handelsstation er­richtet war, weil nach Tacitus (römischer Gerichts­schreiber um 55 - 120 n. Chr.) nur an den Ufern des Grenz­flusses der Donau Handel zu treiben erlaubt war, ist sehr weit herge­holt. Den Beweis hierfür gibt es nicht. Römische Spuren, wie in Mauern und in Stepperg wurden in Rennertshofen nicht gefunden, zumindest sind keine solchen bekannt. 

Die ersten Besitzer von Rennertshofen wie auch von Burg­heim dürften die Grafen von Lechsgemünd und Graisbach gewesen sein, die in Rennertshofen eine Burg erbauten und diese einem angesehenen Manne als ihrem Ministerialen übergaben. 

Von ihrer Herrschaft über Rennertshofen sowie von ihren Besitzungen geben die Urkunden des Klosters Nieder­schönen­feld einige Nachrichten. 

1320 gab Adelhaid von Altisheim, Truchsäßin (= Küchen­meisterin) von Graisbach, der Äbtissin Gutta von Straß und dem Konvent zu Nieder­schönenfeld aus fünf Höfen zu Rennertshofen (Reinhartshofen) "8 Schilling und 4 Pfennig, 4 Fastnachthühner und 3 Weiset (= Abgabezins) in ihr Siech­haus, dass man den Siechen ihr Pfrünt (war Kost) damit bessern soll" (M. B. XVI 330). Das Siechenhaus war damals ein Krankenhaus für ansteckende Krankheiten, das sich außer­orts befand. 

Auf diese Schenkung hat in der Folge Adelhaid, des Valkners Tochter von Stepperg, Ansprüche erhoben, welche im Jahre 1350 damit ausgeglichen wurden, dass die Äbtissin von Nieder­schönenfeld der Adelhaid 3 Pfund gangbare Münze geben musste (M. B. XVI 413). Pfund war eine damals gangbare Münzeinheit.

Im Jahre 1335 verzichtete Graf Berthold von Graisbach auf die Lehenschaft, auf die Herrschaft und auf alle Eigenschaft, die er hatte, auf 9 Tagwerk Wiesmad, welche die Äbtissin und der Convent zu Niederschönenfeld von den Bürgern zu Rennerts­hofen um 40 Pfund gekauft haben, wovon 6 Tag­werk bei der Münchsmühl (sie befand sich zwischen der Gallenmühle und der Angermühle und ist 1600 abge­gangen) und 3 Tagwerk bei der Gallenmühle (= Fuchs­mühle) lagen (M. B. XVI 368). 

Wie aus einer Urkunde aus dem Jahre 1255 zu entnehmen ist, hatten die Grafen von Grais­bach in Rennertshofen auch eine Zollstätte. Diese Zollstätte bestand bis ins 18. Jahr­hundert und war nicht unbedeutend, da durch Rennerts­hofen die Straße von Neuburg nach Monheim lief und die Straße von Augsburg über Marxheim (wo bis 1623 eine Brücke stand) am oberen Tor vorüber nach Eichstätt durch das Hüttinger Tal zog. 

Von jedem Weinwagen musste damals auch Pflasterzoll, und zwar 1 Pfennig für den Karren und für jeden Wagen Salz 2 Pfennig, für jeden fremden Wagen 2 Kreuzer (kr.) bezahlt werden. 

Zur Zeit des Bauernkrieges (1525) wollten, so die Chronik von Knöbl, die Untertanen von Kaisheim, folgend einem Beispiel ihrer Nachbarn, auch einen Anschlag auf das Kloster Kaisheim durch "Auspochung und Ausplünderung" ausführen und "schrieben zu diesem Ende einen Zusammenkunftstag nach Marxheim und dann nach Rennertshofen aus, welcher aber weder an dem einen, noch an dem anderen Orte zustande kam."

Inhaltsverzeichnis

1. Topographie

Der Markt Rennertshofen liegt am Südrand der Fränkischen Alb, die hier zur Donau hin abflacht, zugleich am Südsaum des Naturparks Altmühltal, auf dem linken Ufer des von Nordwest aus der Alb kommenden Flüsschens Ussel, das wenige Kilo­meter südöstlich bei Stepperg in die Donau mündet. Nach Norden zu …mehr

2. Herkunft des Ortsnamens

Siedlungsmäßig sehr günstig in einer altbesiedelten Flur gelegen, geht das heutige Rennertshofen wohl auf eine aleman­nische oder aber bajuwarische Gründung wahrscheinlich des 7. Jahrhunderts zurück. Reihengräber aus dieser Zeit wurden in Rennertshofen im nordwestlichen Ortsbereich an der Monheimer  …mehr

3. Marktrecht

Wann Rennertshofen das Marktrecht erhielt, ist nicht bekannt, wohl aber sicher noch in der Zeit der Grafen von Lechs­gemünd-Grais­bach. Diese gründeten an den Eckpunkten ihrer Grafschaft zwei Märkte: Burgheim südlich der Donau und Rennertshofen nördlich des Flusses, beide in Nachbarschaft zur damals …mehr

4. Marktsiegel

 Sichtbares äußeres Zeichen für einen Markt war eine Befestigung, durch die zugleich der Raum innerhalb des Marktes als eigener Rechts- und Friedensbereich nach außen abge­grenzt wurde und die zugleich auch der Ver­teidigung des Gemeinwesens gegen feindliche Angriffe diente, sichtbares äußeres Zeich …mehr

5. Rennertshofen als politische Gemeinde

 Der Pfarrbezirk war nach einer Beschreibung von 1864 klein und erstreckte sich außer der nahen Markt- und Anger­mühle und der Ziegelei nur noch auf einen Hof in Dittenfeld (die übrigen Höfe in Dittenfeld gehörten zur Pfarrei Mauern). Der Pfarrbezirk zählte 1864 zusammen 628 Seelen, sämt­liche katho …mehr

6. Das Gemeindewesen

 Interessant ist die Beschreibung, wonach Rennertshofen früher kein unbedeutender Ort und wie viele Märkte im Mittelalter gut befestigt war. Im Jahre 1864 zog sich noch um den ganzen Markt eine feste Ringmauer, die an den Ecken mit Türmen versehen war, von denen einige viereckig, andere dagegen rund …mehr

7. Das Rathaus

 Das Rathaus wurde um 1530 vom Augsburger Baumeister Sebolt Schönmacher erbaut, gehörte nachweisbar Graf Verri della Bosia und wurde von diesem am 20. Juli 1802 als Lehen der Gemeinde über­lassen. Das Rathaus ist erst später zu einem unbekannten Zeit­punkt in das Eigentum der Gemeinde übergegangen.  …mehr

8. Das Pflegamt Rennertshofen

 Das Pflegamt Rennertshofen erstreckte sich nur auf den Gemeindebezirk. Es gehörte außer den zwei Mühlen und dem Ziegelstadel eine Ortschaft dazu. Die Richter versahen auch zugleich die Geschäfte des Zöllners. Der Markt Rennertshofen hatte schon sehr früh ein Richter­amt, wie dies das Verzeichnis de …mehr

9. Die bürgerliche Geschichte des Markes Rennertshofen

Der Ursprung von Rennertshofen liegt im tiefen Altertume; ent­standen ist der Markt Rennertshofen im 7. Jahrhundert als frühe Ausbau­siedlung der eingewanderten Bayern, wie das an der Monheimer Landstraße entdeckte Reihengräber­feld beweist.Damals hat sich ein Sippenoberhaupt namens Reginhart mit se …mehr

10. Der Dreißigjährige Krieg

Im Dreißigjährigen Kriege war Rennertshofen mehrmals der Mittelpunkt wichtiger Operationen. Der Dreißigjährige Krieg ging nicht spurlos an Rennerts­hofen vorbei. Plünderungen, Brand­schatzungen, Aus­beutungen der ganzen Gegend waren an der Tages­ordnung. Im Juli 1620 marschierte nach einem Bericht v …mehr

11. Das Schloss und der Edelsitz Rennertshofen

Am oberen westlichen Teil des Marktes stand in uralten Zeiten der Hof des Reinhart, von dem der Markt Rennerts­hofen seinen Namen hat, und der in der Folge zu einem Ritter­schlosse sich erhob. Dieses Schloss war wie alle im Mittelalter erbauten Schlösser ziemlich stark befestigt, indem es von einer  …mehr

12. Der Hof auf dem Berge zu Huißheim bei Monheim

Als eine Zugehörigung des Rittersitzes zu Rennertshofen erscheint auch der Hof auf dem Berge zu Huißheim bei Monheim. 1557 übergibt Christoph Lämble diesen Lehenhof seinem aus erster Ehe stammenden Sohne Wolf Heinrich "zu einem Erben voraus", behielt sich jedoch den Genuss vom Lehen­hof noch auf 10  …mehr

13. Das Siech- und Krankenhaus

Das Siech- und Krankenhaus lag südöstlich vor dem Markte und gehörte sonderbarerweise zur Pfarrei Stepperg. Nach dem Visitationsprotokoll von 1594 hatte es nur 3 Gulden Ein­kommen, wovon das Haus im baulichen Stande erhalten werden sollte. …mehr

14. Magistratische Verfassung

Nach einer historischen Beschreibung von Anton Steichele (Das Bistum Augsburg, 1864) hatte Rennertshofen früher eine magistratische Ver­fassung mit zwei Bürgermeistern, sowie mit einem inneren und äußeren Rate. Die Aufgaben des damaligen inneren und äußeren Rates sind heute nicht mehr definierbar. D …mehr

15. Einwohnerzahlen

Im Rahmen der Gemeindegebietsreform, die am 01. Mai 1978 abgeschlossen war, wurden in den Markt Rennerts­hofen folgende ehemalige selbständige Gemeinden einge­meindet: Ammerfeld (mit Ortsteilen Altstetten und Asbrunn), Bertolds­heim, Emskeim, Erlbach, Hatzenhofen, Hütting (mit Ortsteil Ellenbrunn),  …mehr

16. Ehemaliges Schulhaus

 Ein markantes Gebäude ist das ehemalige Schulhaus. Das Gebäude wurde zu Beginn des 17. Jahrhundert erbaut, später durch den Pfleger Franz Ignaz Lämblin 1686 und 1692 renoviert. Bis zur Säkularisation 1803 war es Amts­gebäude des Pflegamtes und zuletzt Wohnung des Gerichtsschreibers. 1806 wurde es a …mehr

17. Die Pfarrkirche

 Die Pfarrkirche zu Rennerts­hofen ist dem Heiligen Johannes dem Täufer geweiht. Sie wurde 1702 neu erbaut und 1739 restauriert. Der Turm stammt aus dem 13./14. Jahrhundert. Sie steht auf dem Platz, auf dem die alte Pfarrkirche stand. Die Kirche war früher, bis sie neu erbaut wurde, klein und zur Ze …mehr

18. Die Leonhardskapelle

 Die Leonhardskapelle beim heutigen Friedhof wurde wohl kurz vor dem Jahr 1633 als gotische Kapelle errichtet, da im Totenbuch von Rennertshofen von der „neuen" Kirche die Rede ist. Geweiht wurde sie am 08. Juni 1686 durch den Weihbischof Eustach Egloff von Egloffstein.An diesem Tage wurden in diese …mehr

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