10. Der Dreißigjährige Krieg

Im Dreißigjährigen Kriege war Rennertshofen mehrmals der Mittelpunkt wichtiger Operationen. 

Der Dreißigjährige Krieg ging nicht spurlos an Rennerts­hofen vorbei. Plünderungen, Brand­schatzungen, Aus­beutungen der ganzen Gegend waren an der Tages­ordnung. 

Im Juli 1620 marschierte nach einem Bericht von Stadt­pfarrer Willibald Herlein in der Donauebene ein Heer von 30.000 Mann vorbei. Es war die Armee der Liga unter Herzog Maximilian und Tilly. 

Wandfresko im Sitzungssaal des Rathauses 

(freigelegt 1977 anlässlich Umbau- und Renovierungsarbeiten) 

Wandfresko im Sitzungssaal

1633 ging die bayerische Armee unter Altringer von München nach Regensburg und von da aus nach Neuburg, beschoss es stark aus der unteren Vorstadt bei einem Turme hinter dem Schlosse an der Stadtmauer. "Aber Feld­marschall Horn ging ihr am 30. Mai von Donauwörth entgegen, traf den Feind bei Rennerts­hofen, von welchem etliche gefangen und an 200 niedergeschlagen wurden." Matthäus Merian erwähnt in seiner Topographia Bavariae (1644), Seite 93, folgenden Vorfall: 

"Am 27. Mai 1633, als die Kaiserlichen zur Fütterung aus­ritten und ihre Armee Neuburg a.d. Donau angreifen wollte, haben diese von den Schweden, welche bei Donauwörth eilends zusammenkamen, bei Rennertshofen Schaden gelitten."

Schlimmer wurde im Dreißigjährigen Krieg für Rennerts­hofen das Jahr 1633, über dessen Elend das Sterberegister der Pfarrei Rennertshofen aussagt.

In den Markt Rennertshofen hatten sich damals die Bewohner von vielen Nachbarorten geflüchtet, um hier, wenn auch nicht vor den regulären Truppen, so doch vor dem herum­streifenden Gesindel hinter den Mauern des Marktes Schutz zu finden. Aber gegen den Hunger und die Pest schützten die Mauern des Marktes Rennertshofen nicht. 

Im Markt Rennertshofen, der damals 700 bis 800 Einwohner zählte, starben im Jahre 1633 nicht weniger als 596 Bewohner, einmal an einem Tag, am 13. September 1633, 24, wovon 17 in einer Grube beerdigt wurden. Ein Mann aus Hütting hatte sich damals bis an das Tor von Rennerts­hofen geschleppt, war mit den Sterbesakramenten versehen worden und wurde vom Tode ereilt. 

Ein Mädchen aus Neuhausen war ebenfalls in den Markt geflüchtet, bei dem Hause des Metzgers vor Hunger zusammen­gesunken und verschieden. 

Am gleichen Tage starb ein Kind des Hirten von Treidel­heim, der seine hungernden Kinder im Stich gelassen hatte und mit den Soldaten fortgezogen war. 

Auch zahlreiche Kinder waren aus der Nachbar­schaft in den Markt Rennertshofen geflohen und sind hier hilflos umge­kommen, ohne dass man nur ihre Namen erfuhr. 

Zwei Rohrbacher Bewohner wurden im Schlosse zu Rennerts­hofen von Rainachschen (bayerischen) Reitern erschossen. 

Man konnte die Leichen nicht alle im Gottes­acker unter­bringen und grub sie manchmal gleich im Hausgarten oder auf einem Acker ein. 

Die Trauungen wurden häufig im Hause, einmal am 23. August 1633 sogar in einem Stalle vorgenommen, wo der Bräutigam, Schneider Lotter aus Trugenhofen, krank danieder­lag.

Bei einer Trauung am 10. Juli 1633 ist vermerkt, dass das heilige Messopfer nicht gefeiert werden konnte, weil die Soldaten die Paramente geraubt hatten. Häufig unterblieb aus Mangel an Lebensmitteln das Hochzeitsmahl oder es bestand nur aus Bier und Brot, an dem man sich jedoch nicht satt essen konnte. 

Mehrfach kommen auch Trauungen katholischer Soldaten im schwedischen Heere vor, die entweder eine Soldaten­witwe oder auch ein Mädchen aus hiesiger Gegend zur Ehe nahmen.

So groß aber auch die Not der Leute war, so wurden doch nebenbei gewaltige Kriegssteuern, Kontributionen, Rekru­ten- und Quartiergelder herausgepresst. 

Im Jahre 1634 besetzten kaiserliche und bayerische Truppen die Gegend, aber die Miss­handlung des Land­volkes wurde nicht geringer, Hunger und Pest dauerten fort. 

Erst das Jahr 1635 brachte wieder etwas Ruhe. Die Pest hörte auf, was man der Fürbitte des Heiligen Sebastian zuschrieb. 

Die Jahre 1637 und 1638 brachten neues Elend durch die häufigen Truppendurchmärsche, besonders schlimm aber wurde das Jahr 1639. 

Zwei Kompanien des Gailing´schen (bayerischen) Kürassier­regimentes samt dem Stabe hatten als Winter­quartier das Land­gericht Graisbach erhalten und mussten von den Unter­tanen verköstigt und bezahlt werden. 

1639 wird dem Gailing´schen Kürassierregiment zu 800 Mann unter anderen Orten auch Rennerts­hofen ange­wiesen. 

1646 zieht General-Wachtmeister Spork von Rennertshofen nach Ingolstadt, verlor aber durch die Landleute, die sich in die Wälder geflüchtet hatten, viele Leute. 

Das Jahr 1648, das letzte des Krieges, war eines der traurigsten und brachte noch einmal eine gänzliche Aus­plünderung der Gegend. 

Am 24. Oktober 1648 erfolgte der Friedensschluss zu Osna­brück und Münster. 

Dies ist alles, was man von damals über das Schicksal des Marktes Rennertshofen auffinden kann. 

 

Inhaltsverzeichnis

1. Topographie

Der Markt Rennertshofen liegt am Südrand der Fränkischen Alb, die hier zur Donau hin abflacht, zugleich am Südsaum des Naturparks Altmühltal, auf dem linken Ufer des von Nordwest aus der Alb kommenden Flüsschens Ussel, das wenige Kilo­meter südöstlich bei Stepperg in die Donau mündet. Nach Norden zu …mehr

2. Herkunft des Ortsnamens

Siedlungsmäßig sehr günstig in einer altbesiedelten Flur gelegen, geht das heutige Rennertshofen wohl auf eine aleman­nische oder aber bajuwarische Gründung wahrscheinlich des 7. Jahrhunderts zurück. Reihengräber aus dieser Zeit wurden in Rennertshofen im nordwestlichen Ortsbereich an der Monheimer  …mehr

3. Marktrecht

Wann Rennertshofen das Marktrecht erhielt, ist nicht bekannt, wohl aber sicher noch in der Zeit der Grafen von Lechs­gemünd-Grais­bach. Diese gründeten an den Eckpunkten ihrer Grafschaft zwei Märkte: Burgheim südlich der Donau und Rennertshofen nördlich des Flusses, beide in Nachbarschaft zur damals …mehr

4. Marktsiegel

 Sichtbares äußeres Zeichen für einen Markt war eine Befestigung, durch die zugleich der Raum innerhalb des Marktes als eigener Rechts- und Friedensbereich nach außen abge­grenzt wurde und die zugleich auch der Ver­teidigung des Gemeinwesens gegen feindliche Angriffe diente, sichtbares äußeres Zeich …mehr

5. Rennertshofen als politische Gemeinde

 Der Pfarrbezirk war nach einer Beschreibung von 1864 klein und erstreckte sich außer der nahen Markt- und Anger­mühle und der Ziegelei nur noch auf einen Hof in Dittenfeld (die übrigen Höfe in Dittenfeld gehörten zur Pfarrei Mauern). Der Pfarrbezirk zählte 1864 zusammen 628 Seelen, sämt­liche katho …mehr

6. Das Gemeindewesen

 Interessant ist die Beschreibung, wonach Rennertshofen früher kein unbedeutender Ort und wie viele Märkte im Mittelalter gut befestigt war. Im Jahre 1864 zog sich noch um den ganzen Markt eine feste Ringmauer, die an den Ecken mit Türmen versehen war, von denen einige viereckig, andere dagegen rund …mehr

7. Das Rathaus

 Das Rathaus wurde um 1530 vom Augsburger Baumeister Sebolt Schönmacher erbaut, gehörte nachweisbar Graf Verri della Bosia und wurde von diesem am 20. Juli 1802 als Lehen der Gemeinde über­lassen. Das Rathaus ist erst später zu einem unbekannten Zeit­punkt in das Eigentum der Gemeinde übergegangen.  …mehr

8. Das Pflegamt Rennertshofen

 Das Pflegamt Rennertshofen erstreckte sich nur auf den Gemeindebezirk. Es gehörte außer den zwei Mühlen und dem Ziegelstadel eine Ortschaft dazu. Die Richter versahen auch zugleich die Geschäfte des Zöllners. Der Markt Rennertshofen hatte schon sehr früh ein Richter­amt, wie dies das Verzeichnis de …mehr

9. Die bürgerliche Geschichte des Markes Rennertshofen

Der Ursprung von Rennertshofen liegt im tiefen Altertume; ent­standen ist der Markt Rennertshofen im 7. Jahrhundert als frühe Ausbau­siedlung der eingewanderten Bayern, wie das an der Monheimer Landstraße entdeckte Reihengräber­feld beweist.Damals hat sich ein Sippenoberhaupt namens Reginhart mit se …mehr

10. Der Dreißigjährige Krieg

Im Dreißigjährigen Kriege war Rennertshofen mehrmals der Mittelpunkt wichtiger Operationen. Der Dreißigjährige Krieg ging nicht spurlos an Rennerts­hofen vorbei. Plünderungen, Brand­schatzungen, Aus­beutungen der ganzen Gegend waren an der Tages­ordnung. Im Juli 1620 marschierte nach einem Bericht v …mehr

11. Das Schloss und der Edelsitz Rennertshofen

Am oberen westlichen Teil des Marktes stand in uralten Zeiten der Hof des Reinhart, von dem der Markt Rennerts­hofen seinen Namen hat, und der in der Folge zu einem Ritter­schlosse sich erhob. Dieses Schloss war wie alle im Mittelalter erbauten Schlösser ziemlich stark befestigt, indem es von einer  …mehr

12. Der Hof auf dem Berge zu Huißheim bei Monheim

Als eine Zugehörigung des Rittersitzes zu Rennertshofen erscheint auch der Hof auf dem Berge zu Huißheim bei Monheim. 1557 übergibt Christoph Lämble diesen Lehenhof seinem aus erster Ehe stammenden Sohne Wolf Heinrich "zu einem Erben voraus", behielt sich jedoch den Genuss vom Lehen­hof noch auf 10  …mehr

13. Das Siech- und Krankenhaus

Das Siech- und Krankenhaus lag südöstlich vor dem Markte und gehörte sonderbarerweise zur Pfarrei Stepperg. Nach dem Visitationsprotokoll von 1594 hatte es nur 3 Gulden Ein­kommen, wovon das Haus im baulichen Stande erhalten werden sollte. …mehr

14. Magistratische Verfassung

Nach einer historischen Beschreibung von Anton Steichele (Das Bistum Augsburg, 1864) hatte Rennertshofen früher eine magistratische Ver­fassung mit zwei Bürgermeistern, sowie mit einem inneren und äußeren Rate. Die Aufgaben des damaligen inneren und äußeren Rates sind heute nicht mehr definierbar. D …mehr

15. Einwohnerzahlen

Im Rahmen der Gemeindegebietsreform, die am 01. Mai 1978 abgeschlossen war, wurden in den Markt Rennerts­hofen folgende ehemalige selbständige Gemeinden einge­meindet: Ammerfeld (mit Ortsteilen Altstetten und Asbrunn), Bertolds­heim, Emskeim, Erlbach, Hatzenhofen, Hütting (mit Ortsteil Ellenbrunn),  …mehr

16. Ehemaliges Schulhaus

 Ein markantes Gebäude ist das ehemalige Schulhaus. Das Gebäude wurde zu Beginn des 17. Jahrhundert erbaut, später durch den Pfleger Franz Ignaz Lämblin 1686 und 1692 renoviert. Bis zur Säkularisation 1803 war es Amts­gebäude des Pflegamtes und zuletzt Wohnung des Gerichtsschreibers. 1806 wurde es a …mehr

17. Die Pfarrkirche

 Die Pfarrkirche zu Rennerts­hofen ist dem Heiligen Johannes dem Täufer geweiht. Sie wurde 1702 neu erbaut und 1739 restauriert. Der Turm stammt aus dem 13./14. Jahrhundert. Sie steht auf dem Platz, auf dem die alte Pfarrkirche stand. Die Kirche war früher, bis sie neu erbaut wurde, klein und zur Ze …mehr

18. Die Leonhardskapelle

 Die Leonhardskapelle beim heutigen Friedhof wurde wohl kurz vor dem Jahr 1633 als gotische Kapelle errichtet, da im Totenbuch von Rennertshofen von der „neuen" Kirche die Rede ist. Geweiht wurde sie am 08. Juni 1686 durch den Weihbischof Eustach Egloff von Egloffstein.An diesem Tage wurden in diese …mehr

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