Am oberen westlichen Teil des Marktes stand in uralten Zeiten der Hof des Reinhart, von dem der Markt Rennertshofen seinen Namen hat, und der in der Folge zu einem Ritterschlosse sich erhob.
Dieses Schloss war wie alle im Mittelalter erbauten Schlösser ziemlich stark befestigt, indem es von einer mit Türmen versehenen massiven Ringmauer von allen Seiten umgürtet war, welche noch überdies an westlicher Seite von der an dieser Stelle ziemlich tiefen Ursel umspült wurde. "Eine Zugbrücke führte über die Ursel zum Eingang des Schlosses, das nach einer im Deckengemälde des Altarraumes der Pfarrkirche zu Rennertshofen angebrachten Abbildung in einem aus zwei bis drei Stock hohen, zu einem Gebäude verbundenen Teil, an jeder Seite mit einem Kuppelturm versehen, bestand."
1815 wurde das Schloss um 500 Gulden (fl.) an zwei Bürger von Rennertshofen verkauft, welche leider die feste und schön gebaute ritterliche Wohnung abtrugen.
Außer der Ökonomie von 115 Tagwerk Feldern, einigen Wiesen und 15 zinsbaren Häusern gehörte zum Schloss nur noch das Fischwasser der Ursel dazu.
Die Inhaber dieses Schlosses erscheinen schon im 12. Jahrhundert. In der Urkunde des Klosters Indersdorf
(M. B. XIV, Seite 121) ist u.a. Adeligen der Umgebung auch ein Walter von Reinnertshofen genannt, und ebenso erscheint nach einem handschriftlichen Urkundenverzeichnis des Frauenklosters zu Neuburg ein Siegfried de Reinhardshofen um das Jahr 1230 als Zeuge.
Wann dieses Geschlecht erlosch, ist unbekannt.
An ihrer Stelle erscheinen, ebenfalls als Graisbachische Ministerialen, die Herren von Wieland. Diese waren vom ältesten Adel und besaßen auch Unterstall, Güter in Burgheim sowie das Richteramt daselbst.
Ob und wann das Geschlecht von Wieland erloschen ist, ist unbekannt.
1272: erscheinen Konrad und Burkhart, genannt "die Wielander", zu Rennertshofen.
1350: Friedrich Wieland,
1400: Diethelm Wieland zu Reinhartshofen.
Von dem Wielanden kam der Edelsitz Rennertshofen an das Geschlecht der Emser zu Emsheim.
1448: erscheint Chunrad von Ems zu Rennertshofen.
Nach einem Lehengegenbrief (= Lehensrevers) von Invocav erhielt er 1456 den Sitz Rennertshofen von Herzog Heinrich von Bayern zu Lehen.
1450: Konrad von Ems, Pfarrer in Gansheim.
1450: Wilhelm Embser zu Rennertshofen und Hieronymus Embser.
1482 war Hieronymus Embser alleiniger Besitzer zu Rennertshofen. Hieronymus Embser machte eine Stiftung von 200 Gulden, wovon die Zinsen alljährlich an seinem Sterbetage (dem Heiligen Weihnachtsfeste) unter die Armen des Marktes Rennertshofen ausgeteilt werden sollten.
Da der Original-Stiftungsbrief verloren ging, wurde 1716 ein anderer Stiftungsbrief vom Magistrat ausgefertigt.
Hieronymus Embser starb am 25. Dezember 1502 und liegt in Rennertshofen begraben. Sein Grabstein ist heute noch an der westlichen Seite der äußeren Wand der Pfarrkirche eingemauert.
Hieronymus Embser hinterließ einen Sohn Konrad, der jedoch im Ausland verschollen blieb. Mit diesem Konrad Embser erloschen die Embser zu Rennertshofen, und in den Besitz dieses Edelsitzes folgten die Kinder seines Bruders Adam.
Die Gebrüder Jörg, Hanns und Wolf Embs verkauften 1506 den Sitz in Rennertshofen an Wilhelm Lämblin, genannt Schädel.
Die Familien von Lämble oder Lämblin stammen aus Schwaben, und zwar von einem Juden. Sie hatten den Beinamen "Schädel", weil einer ihrer Vorfahren, Wilhelm Lämble, immer den Spruch im Munde führte: "Bei meinem Schädel".
Wilhelm Lämble war Richter und Zöllner zu Rennertshofen.
1541: Christoph Lämblin, Richter zu Rennertshofen und Konstein.
Er starb im November 1584 im Alter von 67 Jahren und hatte drei Gemahlinnen, nämlich
1. Dorothea, verst. am 24. Juni 1557
2. Sophia von Kreut, verst. am 17. Mai oder 24. Juni 1566 (kinderlos)
3. Anna, geborene von Bernhausen.
Christoph Lämble hinterließ sieben Söhne und fünf Töchter.
Wolfgang Heinrich Lämble folgte seinem Vater Christoph Lämble im Besitze des Rittergutes zu Rennertshofen.
Am 15. November 1709 starb Freiherr Ignaz von Lämble ohne männlichen Erben.
Bereits am 08. Juni 1709 erhielt Johann Christoph Freiherr von Diemantstein, Geheimer Rat und Kämmerer, die Pflege und das Lehen zu Rennertshofen.
Am 09. Mai 1733 legte Ferdinand Joseph Freiherr von Coudenhofen, Geheimer Rat, Hauptmann im Prinz Sulzbach`schen Regimente, Pfleger zu Rennertshofen, die Lehenpflicht ab.
Mit dem Lehen waren bestimmte Leistungen verbunden. Diese mussten erfüllt werden. Auch musste das Versprechen abgelegt werden, den Leistungen nachzukommen.
Die erste Gemahlin von Ferdinand Joseph Freiherr von Coudenhofen war Elisabeth Anna Barbara, geborene Gräfin von Thurn und Taxis, gestorben am 15. August 1742.
Am 23. April 1770 legte seine Tochter Karolina von Coudenhofen durch ihren Vetter Christoph Freiherr von Reisach die Lehenpflicht ab.
Sie vermählte sich am 12. September 1773 mit Klemens August Freiherr von Karg-Bebenburg auf Hochdorf, und dieser legte am 27. September 1774 die Lehenpflicht ab. Klemens von Karg-Bebenburg war churkölnischer Regierungsrat, Pfalz-Neuburg, Landmarschall und Ritter des pfälzischen Löwenordens. Er starb am 08. Oktober 1788 an Podagra (= Fußgicht) als ein Beispiel der Frömmigkeit, Nächstenliebe und Gerechtigkeit.
Nach dem Tode seiner Gemahlin am 06. Mai 1815 wurde das Schloss in Rennertshofen samt den dazugehörigen Gütern an zwei Bürger verkauft, das Schloss schließlich im Jahre 1855 abgebrochen und die Güter zertrümmert, nachdem schon 1805 das Allodial-Eigentum (war volles Eigentum) von Äckern und Wiesen durch das Neuburger Wochenblatt dem Verkaufe unterstellt wurde.
So endete der Edelsitz Rennertshofen; sein Lebenskreis ist abgeschlossen und gehört in seinem Umfange nur noch der Geschichte an.
Anmerkung:
Damals hatte jedes Grundstück zwei Eigentümer, den Obereigentümer (er war der Grundherr) und den Untereigentümer (genannt Grundhold, z.B. der Bauer).